Vorsorge für wirtschaftliche Not – für kleine Unternehmen überhaupt möglich?
- Posted by Gerhard Pramhas
- On 30. Mai 2020
Die Corona-Krisenzeiten haben gezeigt, wie wichtig es ist, mit finanziellen Rücklagen für jeden Fall gerüstet zu sein. Nun fragt man sich doch: Wieso haben sich EPUs und KleinunternehmerInnen diese Rücklagen nicht geschaffen? In meinen Augen ist dies eine Frage des Systems – vor allem des Steuersystems in Österreich.
In Corona-Zeiten kommt meiner Meinung nach ein deutlicher Konstruktionsfehler unseres Steuersystems ans Tageslicht. Als EPU müssen wir jeden Euro Gewinn sofort als Privatperson voll versteuern. Die Kapitalgesellschaften haben im Gegensatz dazu die steuerrechtlich verankerte Möglichkeit, steuerschonend Rücklagen zu bilden und damit schwierige Zeiten, wie diese, durchzustehen. EPUs und kleine KMUs haben diese Möglichkeit in der Regel nicht. Die Auswirkungen bekommen wir jetzt zu spüren.
Mehr Vorteile für die Großen?
Statt in guten Zeiten einen finanziellen Polster vor Steuern anzulegen, bleibt nur der ineffiziente Weg der Bildung von Rücklagen nach Steuern. Sicherlich haben viele Geschäftsleute genau das gemacht. Es bringt sie aber in einen entscheidenden Nachteil gegenüber den Großen. Während große Unternehmen in Krisenzeiten geschäftlichen Ausgaben aus der Rücklage, sozusagen vor Steuer, finanzieren können, müssen die Kleinen auf bereits versteuertes Geld zurückgreifen, damit die betrieblichen Rechnungen und/oder Gehälter bezahlt werden können.
Spielraum – welcher Spielraum?
Durch diese Regelungen verliert der kleine Unternehmer oder die kleine Unternehmerin viel finanziellen Spielraum, weil dieser bereits in der Vergangenheit an das Finanzamt abgeliefert wurde. So wird man automatisch zum Bittsteller, obwohl in guten Zeiten vorgesorgt wurde. Ich persönlich empfinde das als eine große Ungerechtigkeit, aber wie könnte eine Lösung aussehen? Ich bin kein Steuerberater, aber warum schafft der Gesetzgeber nicht einfach die Möglichkeit, auch als Einzel- oder Personenunternehmen steuerschonend Rücklagen zu bilden? Was meinen Sie? Habe ich recht oder steckt in meinen Überlegungen ein Fehler? Ich freue mich über Austausch! Schreiben Sie mir gerne an gerhard@pramhas.eu oder benutzen Sie das Kontaktformular.