Erfolgsfaktoren der Innovation: „Innovation beginnt dort, wo Standardlösungen aufhören“

Erfolgsfaktoren der Innovation: „Innovation beginnt dort, wo Standardlösungen aufhören“

  • Posted by Gerhard Pramhas
  • On 3. November 2025

Praxisnahe Forschung, Entwicklung und Innovation

Gerhard Pramhas zählt zu den Vordenkern praxisnaher Forschung, Entwicklung und Innovation sowie von Erfolgsfaktoren der Innovation. Mit seiner F & E – KG in Felixdorf entwickelt er gemeinsam mit seinen Kunden seit Jahrzehnten maßgeschneiderte Lösungen – im Spannungsfeld von Maschinen- und Fahrzeugbau sowie im Sondermaschinen- und Stahlbau. Im Interview erklärt er, warum gute Technik dort beginnt, wo Standardlösungen enden – und wie er mit Innovationsgeist, der Verbindung von Theorie und Praxis Impulse für die Industrie setzt.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Pramhas, was fasziniert Sie am meisten an Ihrer Arbeit – die Technik, das Regelwerk oder die Möglichkeit, Systeme effizienter zu machen?

Gerhad Pramhas: Mich begeistert vor allem, quer- und out of the box zu denken und zu agieren. Gleichzeitig benötigen die Erfolgsfaktoren der Innovation aber auch Struktur, sonst verlieren meine Kunden das Ziel aus den Augen, mit neuen Produkten ganz einfach Geld zu verdienen. Dieses Spannungsfeld ist äußerst herausfordernd, aber am effektivsten.

Der Kunde ist Partner, nicht König

LEADERSNET: Ihr Büro ist stark forschungsgetrieben und entwickelt technische Sonderlösungen. Was umfasst Ihr Tätigkeitsbereich konkret – und welche Entwicklungen beobachten Sie aktuell besonders genau?

Pramhas: Wichtig ist immer, gemeinsam mit dem Kunden vor Ort den Entwicklungsprozess zu gestalten. Es geht auch bei der F&E immer nur ums Geld. Wie rasch kann eine Entwicklung in ein verkaufbares Produkt übergeführt werden. Time to Market ist kein Schlagwort, sondern der Mittelpunkt unseres Handelns. Oft beobachte ich, dass meine Kunden sich zu sehr von deren Kunden in neue Projekte hineinhetzen lassen und zu wenig Zeit zur sauberen Definition der F&E Aufgaben aufwenden. Das rächt sich. Die günstigste Entwicklung ist immer diejenige, die am Anfang am langsamsten ist. Natürlich muss die Zeit sinnvoll genutzt werden, aber jede Stunde, die in die Projektklarheit investiert wird, rechnet sich mehrfach, weil einfach im späteren Verlauf keine teuren und zeitintensiven Nachbesserungen notwendig sind. Eigentlich ist das selbstverständlich, trotzdem äußerst oft wahrnehmbar.

Speed Kills

LEADERSNET: Wie tragen Ihre Entwicklungen dazu bei, Produktionsprozesse nachhaltiger und zukunftssicherer zu gestalten?

Pramhas: Wie ich schon angedeutet habe, speed kills. Innovationsprojekte scheitern immer dann, wenn am Beginn des Projektes „Blindleistung“ erzeugt wird. Das kann z.B. vom Vertrieb ausgehen. Der Kunde will jetzt sofort und überhaupt, was dauert hier so lange. Erfolgsfaktoren der Innovation definiere ich nicht über Hektik und scheinbar großen Einsatz, sondern nur durch die Effektivität und das Endergebnis. Hier kommt mein Slogan zum Einsatz: Sinngemäß ist die beste Lösung nicht die, wo man nichts mehr dazugeben kann, sondern die, wo nichts mehr weggelassen werden kann. In der Lean Production spricht man von Verschwendung, das gibt es auch im Innovationsprozess.

LEADERSNET: In welchen Bereichen ist Ihr Ingenieurbüro aktuell besonders gefragt – und wo steckt Ihrer Meinung nach noch großes ungenutztes Potenzial?

Pramhas: Neben der Mitarbeit bei Innovationsprojekten ist es meine Expertise im Zusammenführen von akademischer Welt und der Industrie. Ich kenne beides, war viele Jahre im akademischen Umfeld tätig und habe schon dort die Effizienz in der Entwicklung als wesentliches Merkmal in der Ingenieursausbildung gesehen. Diese Erfahrungen stelle ich meinen Kunden zur Verfügung. Gelingt der richtige Mix aus Theorie und Praxis, ist das Unternehmen unschlagbar. Der reine Praktiker wird nie ein vollständiges Produkt entwickeln, der reine Theoretiker aber auch nicht. Zusammen sind sie unschlagbar.

Das Wichtigste: Die Projektdefinition

LEADERNET: Mit welchen Tools oder Methoden unterstützen Sie Ihre Kund:innen bei der Umsetzung von komplexen technischen Herausforderungen?

Pramhas: Ein Innovationsprozess ist durch einige wenige Milestones gekennzeichnet. Wichtig ist, zu Beginn einer Entwicklung den Projektumfang möglichst genau zu kennen. Dazu bediene ich mich dem Erstellen einer genauen Projektdefinition. In diesem Prozessschritt wird oftmals auch dem Kunden erst klar, was er eigentlich genau will. Ist das Projekt gestartet, muss es regelmäßig mit allen Stakeholdern in Form von Reviews abgestimmt werden. Ist man noch auf Kurs oder nicht. Eine parallele Kostenkontrolle ist ebenfalls unumgänglich. Schließlich ändert sich die Projektumwelt laufend. Und am Schluss sind die Abnahmen essenziell.

LEADERSNET: Welche Rolle spielen Digitalisierung und Automatisierung generell in Ihrer Branche – und wo liegt dabei die größte Gefahr?

Pramhas: Die Produktentwicklung im Maschinen- und Stahlbau ist schon lange vollständig digital und stellt damit einen Baustein der Erfolgsfaktoren der Innovation dar. So ist gewährleistet, dass mit Vorliegen eines digitalen Prototyps nichts vergessen wird. Die gängigen Softwaresysteme entwickeln sich laufend weiter, Datenbanken z.B. erleichtern den Konstruktionsprozess. Künstliche Intelligenz ist ein Schlagwort, das in die Konstruktion noch nicht Einzug gehalten hat, und das ist auch gut so. Die Kreativität des Entwicklers und das Vorhersehen von Lösungswegen sind der Maschine noch überlegen.

Künstliche Intelligenz

LEADERSNET: Welche technologischen Entwicklungen beobachten Sie derzeit mit besonderem Interesse – und bei welchen glauben Sie, dass sie Ihre Branche in den nächsten Jahren grundlegend verändern könnten?

Pramhas: Ausgehend von den oben beschriebenen digitalen Prototypen wird es in den nächsten Jahren einen großen Innovationsschub in der Weiterverarbeitung dieser Daten in der gesamten Wertschöpfungskette geben. Das automatische Generieren von Stücklisten und Montageanleitungen oder auch Ersatzteillisten wird weiter automatisiert und wahrscheinlich auch durch KI-Algorithmen ergänzt. In diesen „Nebentätigkeiten“ kann der Rechner noch viele Aufgaben übernehmen. Ist die Wertschöpfungskette inkl. der Fertigungsmaschinen ebenfalls eingebunden, steht einer (halb-)automatischen Erstellung von Programmen für die Fertigung von der Fräsmaschine bis zum Schweißroboter nicht mehr viel im Weg. Aber über allem wird nach wie vor die Kreativität des Entwicklers stehen. Diese Position sehe ich durch KI (noch) nicht gefährdet.

Höchste Vertraulichkeit als Erfolgsfaktor der Innovation

LEADERSNET: Können Sie ein aktuelles Projekt nennen, das sinnbildlich für Ihre Arbeitsweise und Ihr Innovationsverständnis steht?

Pramhas: Mein Unternehmen steht nicht nur für Innovation, sondern auch für höchste Vertraulichkeit. Daher ist es leider nicht möglich, ein konkretes Projekt zu nennen. Meine Kunden sind aber international bestens im Geschäft und profitieren in hohem Maße von meiner Arbeit. In Verbindung mit der Forschungsfinanzierung, die ich ebenfalls anbiete, ergibt sich ein hervorragender Mehrwert für meine Kunden. Nicht umsonst schwören meine Kunden schon seit vielen Jahren auf meine Expertise.

LEADERSNET: Der Leitsatz „Ingenieurbüros: Motor für Innovation und Technik“ – wo sehen Sie sich konkret in diesem Antriebssystem? Zahnrad, Zündfunke oder vielleicht sogar das Navigationssystem?

Pramhas: Die Vielfalt der Ingenieurbüros ist ein Garant dafür, dass die Entwicklung von technologischen Lösungen weitergeführt wird. Die großen Unternehmen werden vermehrt zu Bewahrern des gegenwärtigen Zustands und versäumen das eine oder andere Mal den Wind der Veränderung. Nicht umsonst siegt der Schnelle über den Großen. Die mittleren und kleineren Unternehmen benötigen Know-how von außen. Allerdings selbstredend nur, wenn es sich schnell rechnet. Und damit schließt sich wieder der Kreis zur Struktur im Innovationsprozess.

Die Zukunft der Erfolgsfaktoren der Innovation

LEADERSNET: Wie beurteilen Sie die Zukunftsperspektiven für junge Menschen in Ihrem Berufsfeld – und was tun Sie konkret, um den Nachwuchs für das enorm spannende Tätigkeitsfeld zu begeistern?

Pramhas: Absolventinnen und Absolventen der klassischen Ingenieurwissenschaften mit fundierten Kenntnissen in Elektrotechnik, des Maschinenbaus oder der Informatik fehlen zunehmend am Markt. Viele junge Menschen schrecken vor der Komplexität technischer Berufe und dem Weg dorthin zurück – dabei wären gerade diese Fähigkeiten heute gefragter denn je. Ich sehe einen für mich nicht sehr günstigen Trend hin zu Kombinationsstudiengängen, die meistens eine Mischung von Technik und Wirtschaft darstellen. Diese Studiengänge sind grundsätzlich gut, aber besser ist es und damit einer der Erfolgsfaktoren der Innovation, sich in einem der beiden Gebiete sehr gute Kenntnisse anzueignen und im anderen Gebiet durch Praxis ebenfalls gute Kenntnisse vorzuweisen, wobei hier der technisch Ausgebildete allen anderen überlegen ist.

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